Die Kraft, nichts zu erzwingen

Ist Warten manchmal die beste Aktion?
Ständig spüre ich, wie die Welt von mir verlangt, zu funktionieren. Ich habe das Gefühl, Aktivität wird mit Wert gleichgesetzt, Nichts-tun gleich Faul-sein, sich ausruhen, Kraft tanken. Das Gesetz Energie aufladen zu müssen, gilt nur für mein Smartphone, nicht aber für mich.
Immer wieder habe ich das Gefühl, die Welt verlangt von mir, allzeit bereit zu sein, immer auf dem Sprung, zu funktionieren. Mir scheint, als würde mein Wert allein an meiner Aktivität gemessen – während Nichtstun als Faulheit und Wertlosigkeit abgestempelt wird. Ich lade mein Smartphone auf, damit es funktioniert, aber selbst fühle ich mich schuldig und gönne mir nicht die nötige Auszeit und Erholung die mein Körper und Geist brauchen. Ist das nicht verrückt?
Aber was,
wenn die wahre Kraft
im Stillstand liegt?
Was,
wenn ich allein durch meine Präsenz,
ohne ein einziges Wort,
ohne eine einzige Handlung,
mich wohl fühlen könnte,
eine heilende Wirkung auf meine Körper und Geist haben könnte?
Ist es das, was Richard Rudd meint, wenn er vom 52. Genekey spricht? Restraint - Zurückhaltung, einem Konzept, das uns auffordert, die transformative Kraft der Stille zu erforschen.
Die Illusion des Tuns
In unserer modernen Gesellschaft scheint "Service" untrennbar mit Aktion verbunden zu sein: Wir helfen, indem wir handeln, leisten und geben. Aber diese Vorstellung kratzt nur an der Oberfläche. Ich stelle mir eine Kerze vor, die still in einem dunklen Raum brennt. Sie tut nichts außer zu leuchten, doch ihre bloße Präsenz vertreibt die Dunkelheit.
Funktioniert genauso die Ausstrahlung, die der 52. Genekey beschreibt? Was, wenn es gar nicht darum geht, im Außen etwas zu tun, sondern darum, in meinem inneren Zentrum verankert zu bleiben. Meine Stille wird zu einer lebendigen Kraft, die Chaos in Harmonie verwandelt – ganz ohne Mühe. Wäre das nicht schön?
Stille - eine transzendente Kraft?
Was, wenn wahre Ruhe kein passiver Stillstand ist,
sondern eine dynamische Stille,
die Leben transformieren kann?
Während ich glaube,
nur im Tun etwas verändern zu können,
um mich wieder einmal in einem Gefühl des "Feststeckens" zu finden –
so als ob ich keinen Schritt vom Fleck komme.
Kann ich heute einmal diese Empfindung
als eine Einladung sehen, tiefer zu gehen?
Wie kann ich lernen, diesem Zustand nicht zu vermeiden,
sondern ihn zu akzeptieren...
einfach nur zu sehen?
Finde ich so diese Zurückhaltung?
Kann ich so zum ruhenden Pol inmitten der Hektik,
und zu einem Anker, der andere stabilisiert werden?
Finde ich so diese transzendente Kraft?
Verändert sich so Energie?