Die verlorene Tugend des Innehaltens
Entdecke, warum eine bewusste Pause dein Leben transformieren kann – jetzt lesen und spüre die Freiheit deines eigenen Rhythmus!

In meinem letzten Beitrag enteckte ich wie wichtig mein eigener Rhythmus ist:

Heute möchte ich noch einen Schritt weitergehen und das ganze von einer anderen Seite beleuchten.
Die verlorene Tugend des Innehaltens
Während ich die Straßen von Mexiko-Stadt entlangschlendere, fällt mir auf, wie unterschiedlich die Kulturen mit Arbeit und Energie umgehen. Hier arbeiten die Menschen definitiv hart – aber sie tragen diese ständige Anspannung nicht mit sich herum wie einen unsichtbaren Rucksack voller Pflichten.
Kulturen im Vergleich: China Speed, American Pace & German Angst
Letzte Woche berichtete mein Mann von seinen Amerikanischen Kollegen, die ihre Art zu Arbeiten stolz als „American Pace“ bezeichneten. Das brachte uns zum Nachdenken. Ja, wir kennen alle Slogans wie "Just do it"... Aber was ist jetzt mit "Pace" gemeint? Wir erkennen die Amerikanische Geschwindigkeit, aber die unterscheidet sich erheblich von anderen, die wir bisher erleben durften.
China - wie eine Maschine die nie stockt
Während unsere Zeit in Shanghai waren wir mit dem "China Speed" konfrontiert. Nicht gehetzt, sondern präzise, unerbittlich, kollektiv. Es fühlte sich an, wie eine Maschine, die nie stockt – aber auch nie nach "Warum?" fragt. In Gesprächen mit Chinesinen erfuhren ich, dass diese "Tiger-Mums" es ganz normal fanden, morgens um 5:00 ihre Kinder aus dem Bett zu jagen, um Klavier zu üben.
Japan Anfang des 21. Jahrhunderts
Ich erinnere mich gerne an unsere Jahre in Japan, wie wir uns mit unseren Kindern über die schlafenden Japaner kaputt lachten. Es schien, Japaner können überall schlafen: In der Metro, im Coffee Shop, sogar während Meetings mit dem Chef auf der Arbeit. Das war uns so fremd. Dazu muss man wissen, dass damals in diesem Land absolute Loyalität zur Firma herrschte. Japaner arbeiten bis spät in die Nacht, kündigen niemals. Damals gab es Zeitungberichte, die von einen Trend sprachen: Frauen über 60 lassen sich in Scharen scheiden, weil sie nichts mit ihren Männern in Rente zu Hause anfangen konnten. Sie seien anstrengend, unselbständig, wie kleine Kinder.
Mexican Rhythm vs. Deutsche Pünktlichkeit
Und jetzt? Wir leben für eine bestimmte Zeit in Mexico City. Deutsche Pünktlichkeit bescherte uns endlose Stunden des Wartens und Wut ob der Unzuverlässigkeit. Eine Lebenseinstellung, die bei den Mexikanern auf Unverständnis stößt. Obwohl..., unser Salsa Lehrer David hat von der deutschen Tugend der Pünktlichkeit gehört, und ist pünktlicher als wir selbst. Oh, haben wir uns schon angepasst?
Generell aber regiert hier der Mexican Rhythm – Zeit scheint elastisch, Pläne atmen. Die Menschen funktionieren. Es kommt mir so vor, als seien sie ein eingespieltes Team. Irgendwie klappt es am Ende doch. Kein Zuspätkommen als Affront, sondern als Poesie.
Und DEUTSCHLAND? Da tickt die Uhr wie ein Messer.
- Pünktlichkeit als Dogma,
- Fleiß als Moral.
Heute frage ich mich, was, wenn beides nur Panik ist? Angst, den Anschluss zu verlieren. Angst, nicht zu genügen... German Angst, verkleidet als Tugend?
Der kulturelle Fleiß-Mythos: Tugend oder kollektives Trauma
Im Grunde ist dieser Fleiß, auf den wir Deutschen so stolz sind, vielleicht gar keine Tugend, sondern ein kollektives Trauma. Eine Angststörung in gesellschaftlich akzeptiertem Gewand. Die Angst, nicht zu überleben, nichts wert zu sein, bestraft zu werden, wenn man innehält.
Was, wenn dieser ständige Kampf gegen meinen eigenen Rhythmus der eigentliche Grund für meinen Stress ist? Nicht die Arbeit an sich, sondern dieser permanente Widerstand gegen meine Natur? Es ist, als würde ich versuchen, gegen die Schwerkraft anzukämpfen und mich wundern, warum ich erschöpft bin.
Smartphone vs. Mensch: Wer bekommt mehr Pausen?
Was mich am meisten erschreckt: Während ich für mein Smartphone Updates, Regeneration und "Aufladezeit" als selbstverständlich ansehe, behandle ich meinen eigenen Körper wie eine unerschöpfliche Ressource. Als hätte ich keinen eigenen aktiv-passiv-Rhythmus, der respektiert werden will.
Systemvergleich: China Speed frisst Menschen, German Angst frisst Seelen
In China sah ich: Das System fordert totale Hingabe – aber es ist kein Heuchler. Es sagt dir direkt: „Du bist ein Rädchen. Dreh dich, oder wir ersetzen dich.“ Deutschland aber? Verpackt den Druck als Charakterstärke. „Sei fleißig, sei pünktlich, schaffe schaffe, Häusle baue – sonst bist du kein guter Mensch.“ Perfider Trick! So wird Angst internalisiert, als eigene „Wahl“ getarnt.
Mein Fazit im Sprint:
Aber es ist nicht alles Gold was glänzt. Jede Kultur hat ihr Gift – es kommt mir so vor als:
- China Speed verbrennt dich,
- American Pace zermürbt dich,
- German Angst lähmt dich.
Aber Mexican Rhythm erinnert: Es geht auch anders. Vielleicht ist der wahre Luxus, den eigenen Puls zu spüren – nicht den der Maschinerie. Fleiß ist kein Wert, wenn er aus der Angst geboren ist. Sondern ein Hilfeschrei.
Kehre zurück zu deinem wahren Tempo
Ist es nicht absurd? Wir sind die einzigen Geschöpfe auf diesem Planeten, die sich weigern, ihren eigenen biologischen Takt zu respektieren. Als wäre der Mensch auf der Welt, um zu arbeiten – statt zu leben.
Ich frage mich, wann diese Entfremdung eigentlich begonnen hat. Warum habe ich verlernt, auf meine Grenzen zu hören? Vielleicht ist das der eigentliche Grund für die Epidemie an Erschöpfungszuständen – wir haben vergessen, wie man aufhört.