Originalsprache

Was, wenn du auf Englisch mehr fühlst als auf Deutsch? Eine sprachliche Selbstbeobachtung zwischen Nähe, Klarheit und dem Mut zum Missverstehen

sprachliche Klarheit, Identität und bewusste Wahrnehmung
Missverständnisse als Zugang?

Warum ich auf Englisch mehr fühle als auf Deutsch

Ich lese etwas.

Ein Absatz trifft mich – aber nicht wegen seiner Worte.

Im Gegenteil: Ich verstehe ihn nicht. Nichts.

Etwas irritiert mich.

Ich muss innehalten. Überlegen. Suchen.

Und plötzlich:

Etwas klickt.

Nicht, weil ich die Bedeutung gefunden habe –

sondern weil ich mich verirrt habe.

Wie beim Autofahren.

Ich merke nicht, dass ich falsch abgebogen bin.

Aber dann bin ich woanders.

Ich entdecke und erlebe Neues.

Werde inspiriert.

Vielleicht ist es genau das: Dass es kein richtiges Verstehen gibt

Es ist das produktive Missverstehen.

Das Gefühl, alles verstanden zu haben –

nur um später festzustellen, dass ich falsch lag.

Und dass genau daraus etwas Neues entsteht.

Ich kontempliere auf Englisch.

Nicht, weil ich es besser kann –

sondern weil ich darin näher dran bin.

Deutsch ist meine Muttersprache.

Aber wenn es um Tiefe geht – um Erkenntnis  –

dann schreibe ich auf Englisch.

Nicht, weil es leichter ist.

Vielleicht, weil es weniger geladen ist.

Englisch ist für mich nackt.

Nicht bloß reduziert – sondern ungeschützt, durchlässig, klar.

Ohne Rückstände. Ohne Tonfallgeschichte.

Deutsch dagegen kommt nie allein.

Jedes Wort bringt seine Vergangenheit mit.

Ton. Gewicht. Erinnerung.

Wie emotionale Moleküle kleben sie an den Silben.

Sprache ist Verpackung – oder ein direkter Draht?

Sie soll Bedeutung tragen.

Aber manchmal steht die Verpackung dem Inhalt im Weg.

Deutsch fühlt sich oft an wie ein Geschenk,

das jemand mit großer Sorgfalt verpackt hat:

mit Seidenpapier, Lackband, handgeschriebenem Kärtchen.

Jede Schicht will geehrt werden.

Aber manchmal will ich nicht staunen –

ich will ankommen.

Ich will wissen, was drin ist.

Ohne mich durch Bedeutungslagen zu falten.

Englisch ist da anders.

Weniger Dramaturgie. Weniger Schleifen.

Einfach ein Karton. Auf – und da ist es.

Klar. Direkt. Kein Spektakel. Aber echt.

Ich brauche keine Technik zum Schreiben.

Ich brauche sie,

um nicht falsch verstanden zu werden.

Früher haben mich Wörter aufgehalten.

Heute helfen mir digitale Werkzeuge –

um maximal präzise zu sein.

Ich lese Bücher nur im Original

Ich will nicht, dass jemand zwischen mir und dem Autor steht.

Ich will seine Frequenz – nicht die gefilterte Übersetzung.

Früher hatte ich jede erdenkliche Dictionary-App.

Heute erklärt mir die AI mehr als nur ein Wort.

Ich kann jetzt den Sinn dahinter dekodieren.

Oft irre ich mich.

Früher war das ein Riss.

Heute ist es eine neue Richtung.

Viele fürchten die Fantasie von Chat GPT.

Ich liebe diese Fehler in der Matrix.

Denn eigentlich ist es ja nur eine andere Perspektive.

Eine Perspektive weit außerhalb meiner kleinen Box. 

Deutsch ist mein Nervensystem

Deutsch geht direkt rein.

Ohne Filter. Ohne Puffer.

Ein Shortcut in mein autonomes System.

Mein Körper reagiert im Autopilot.

Fight, Flight, Freeze –

ausgelöst durch ein einziges Wort.

Assoziiert mit einem Netzwerk von Gefühlen.

Ich habe keine Kontrolle darüber.

Englisch ist meine Sonnenbrille

Englisch schafft mir Distanz.

Nicht Kälte – sondern Raum.

Ich kann denken, ohne abgerufen zu werden.

Fühlen, ohne überflutet zu werden.

Ich schreibe, ohne getriggert zu werden.

Ohne innerliche Agitation.

Ich denke nicht auf Englisch.
Aber ich erkenne darin.

Ich weiß nicht, warum das so ist.

Ich kann es auch nicht erklären.

Ich werde es weiter observieren…

Manchmal spricht die Wahrheit nicht deine Muttersprache.

Manchmal ist sie nur in der Originalfassung zugänglich.

Nicht wegen der Sprache –

sondern wegen der Frequenz dahinter.

Und die lässt sich nicht in Worte verpacken.

Es braucht kein neues Haus.
Nur ein Möbelstück, das plötzlich anders steht.
Dasselbe Haus. Neue Perspektive.

Wenn du neugierig bist: experimentierfreudig, offen für eine eigene Erfahrung:

Lies diesen Text in einer anderen Verpackung. Hier findest du ihn in Englisch – und beobachte, was sich ändert...

  • Vielleicht gar nichts
  • Vielleicht das Gegenteil
  • Vielleicht Stille 
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Your first language carries emotion, memory, weight. But what happens when you write in another? Explore identity, perception, and linguistic freedom.

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